Frau hält sich verzweifelt den Kopf

Wochenbettdepression

Symptome, Ursachen und Behandlung

Ohne Frage, das erste Jahr mit Baby ist herausfordernd, oft erschöpfend und trotzdem wunderschön. Doch die erste Zeit mit ihrem Kind sieht nicht für alle Mütter so aus. Wenn Erschöpfung und Verzweiflung überhandnehmen und es schwerfällt, überhaupt eine Bindung zum Neugeborenen aufzubauen, kann eine Wochenbettdepression der Grund sein. In diesem Artikel erfährst Du, was eine Wochenbettdepression überhaupt ist, woran Du sie erkennst und wie Du sie behandeln kannst. Die Symptome erkennen zu können ist nicht nur für werdende Mamas selbst, sondern auch für das Umfeld wichtig. Wenn Deine Partnerin, Deine Freundin oder jemand anders aus Deinem Umfeld also Mama wird, hilfst Du ihr, indem Du nach der Geburt ein besonderes Augenmerk auf ihr Wohlbefinden hast und sie in dieser aufregenden Zeit begleitest und unterstützend zur Seite stehst.

Was unterscheidet eine Wochenbettdepression vom Baby Blues?

Als Baby Blues bezeichnet man das Stimmungstief nach der Geburt, ausgelöst durch den Hormonabfall. Der Baby Blues ist ganz normal und betrifft fast jede Mutter – in unterschiedlichem Maße. Meist tritt er drei bis vier Tage nach der Geburt auf, oft zeitgleich mit der initialen Brustdrüsenschwellung, wenn die Muttermilch zu fließen beginnt. In der Regel vergeht das Stimmungstief innerhalb weniger Tage von allein. An welchen Symptomen Du den Baby Blues erkennst und welche Gegenmittel Dir helfen können, liest Du im Artikel „Die ersten Tage mit Baby – Baby Blues statt Mutterglück“.

Eine Wochenbettdepression (postpartale Depression) ist hingegen eine ernstzunehmende depressive Erkrankung. Im Vergleich zum Baby Blues dauert sie länger und die Symptome sind unter Umständen stärker, sodass sie einer Behandlung bedürfen. Eine Wochenbettdepression tritt entgegen ihrem Namen nicht unbedingt direkt nach der Geburt auf, sondern bis zu einem Jahr danach, meist jedoch innerhalb der ersten drei Monate. Bis zu 15 Prozent aller Mütter leiden unter einer Wochenbettdepression.

Dazu, wie sich eine Wochenbettdepression vom Baby Blues unterscheidet sagt Hebamme Sissi:

Den Baby Blues erkennt man typischerweise an einem „zu viel“ an Emotion, wenn die Hormone in den ersten Tagen verrückt spielen. Eine Wochenbettdepression hingegen ist eher von Emotionslosigkeit, Erschöpfung und Müdigkeit geprägt.

Symptome

Die Symptome, die bei einer Wochenbettdepression auftreten können, unterscheiden sich nicht von denen einer Depression in anderen Lebensphasen. Dazu gehören psychische ebenso wie körperliche Symptome, etwa:

  • Ständige Müdigkeit

  • Erschöpfung

  • Lustlosigkeit

  • Aggressionen

  • Kopfweh

  • Magenschmerzen

  • Schwindel

  • Schlafstörungen

  • Gewichtsverlust

  • Appetitstörung

Außerdem kann es zu Schwierigkeiten oder Unsicherheiten im Umgang mit dem Baby kommen. Viele dieser Beschwerden können jedoch auch unabhängig von einer Depression im ersten Jahr mit Baby auftreten, sodass sie bei einer ärztlichen Untersuchung zunächst vorsichtig bewertet werden. Zudem werden bei Verdacht auf eine Wochenbettdepression häufig die Schilddrüsenwerte überprüft, da ähnliche Symptome auch durch eine Hormonumstellung hervorgerufen werden können. Auch Nährstoffmangel oder ein zu hoher Blutverlust unter der Geburt können Auslöser einer Wochenbettdepression sein und sollten ärztlich abgeklärt werden. Falls dies der Grund ist, wird Deine Ärztin/Dein Arzt Dir vermutlich die Supplementierung mit Eisen, Vitamin D und Omega 3 empfehlen.

Die Symptome einer Wochenbettdepression halten, wenn sie nicht behandelt werden, meist über einige Monate an, sie können aber auch länger dauern oder wiederkehren. Der Alltag von Müttern wird durch die Depression häufig stark eingeschränkt, es kann ihnen schwerfallen, ihrer Rolle als Mama gerecht zu werden und auf Dauer auch die Beziehung zu ihrem Kind negativ beeinflussen.

Ursachen

Die Auslöser einer Wochenbettdepression sind nicht vollständig klar. Die Vermutung, die hormonelle Umstellung nach der Geburt könnte die Ursache sein, ist nicht nachgewiesen und wird anders als beim Baby Blues als umstritten gesehen. Es gibt allerdings Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit, an einer Wochenbettdepression zu erkranken nachweislich begünstigen:

  • Depressionen oder Angstzustände vor der Schwangerschaft

  • Mangelnde Unterstützung und Stress

  • Traumatische Schwangerschaft und Geburt

  • Belastende häusliche Situation

  • Missbrauch von Alkohol, Medikamenten oder Drogen

  • Wochenbettdepression nach vorheriger Geburt

  • Wochenbettdepression in der Familie

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit für eine Wochenbettdepression durch diese Faktoren steigt, kann sie auch ohne mögliche Risikofaktoren auftreten. Vielen betroffenen Müttern fällt es schwer, über ihre Depression zu sprechen, da das Idealbild der jungen, überglücklichen Mutter immer noch gesellschaftlich verankert ist. Schuld- und Versagensgefühle, die durch das vermeintliche Tabu hervorgerufen werden, können die depressiven Symptome noch verstärken. Viele Mamas versuchen außerdem, durchzuhalten, egal wie es ihnen geht, anstatt sich die Hilfe und Unterstützung zu suchen, die sie jetzt unbedingt brauchen. Teilweise bleibt eine Wochenbettdepression deshalb sogar unentdeckt.

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Behandlung

Eine Wochenbettdepression ist kein Grund, sich zu schämen, sondern eine ernstzunehmende Erkrankung, die unbedingt behandelt werden sollte. Im Wochenbett steht Dir Deine Hebamme unterstützend und betreuend zur Seite – sie ist speziell darauf geschult, auf entsprechende Symptome zu achten und eine beginnende Wochenbettdepression frühzeitig zu erkennen. Im Zweifel wird sie Dich an das entsprechende medizinische Fachpersonal vermitteln. Auch wenn Du zu einem späteren Zeitpunkt eine Wochenbettdepression bei Dir selbst vermutest, ist Deine Hebamme oder Deine Hausärztin/Dein Hausarzt eine gute erste Ansprechpartnerin/ein guter erster Ansprechpartner. Deine Ärztin/Dein Arzt oder eine Psychotherapeutin/ein Psychotherapeut kann feststellen, ob Du tatsächlich an einer Wochenbettdepression leidest. Zunächst wird sie/er ein ausführliches Gespräch zu möglichen Symptomen führen und, wie bereits erwähnt, womöglich zusätzliche Untersuchungen durchführen, um andere Erkrankungen auszuschließen. Häufig wird zur Diagnose ein Fragebogen verwendet, der speziell zu diesem Zweck entwickelt wurde. Die sogenannte Edinburgh-Postnatal-Depression-Scale (EPDS) beinhaltet verschiedene Aussagen zur Einschätzung des eigenen Befindens, die der Einordnung dienen.

Wurde die Diagnose Wochenbettdepression gestellt, geht es darum, eine geeignete Therapie zu beginnen. Das kann eine ambulante Gesprächs- oder Körpertherapie sein, in einigen Fällen aber auch eine stationäre Aufnahme (auf einer Mutter-Kind-Station) oder eine (stillverträgliche) medikamentöse Behandlung. Die für Dich richtige Form und Dauer der Behandlung ist ganz individuell und wird gemeinsam von Dir selbst und Deiner Ärztin/Deinem Arzt oder Deiner Therapeutin/Deinem Therapeuten entschieden.

Neben einer medizinischen Therapie spielt auch das Umfeld und die Partnerin/der Partner eine wichtige Rolle, wenn es um die Heilung einer Wochenbettdepression geht. Verständnis und Entlastung helfen betroffenen Müttern – konkret können die Betreuung des Babys, die Versorgung von älteren Geschwistern oder Unterstützung im Haushalt dazugehören. Bei leichten Formen der Wochenbettdepression kann Unterstützung des Umfelds unter Umständen schon viel bewirken, damit die Mama aus ihrer Wochenbettdepression herausfindet. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen hilft vielen Müttern dabei, das vermeintliche Stigma zu brechen und mögliche Schuldgefühle abzubauen.

Auch wenn eine Wochenbettdepression viele Mütter ganz schön aus der Bahn wirft: Die Prognose ist gut. Je früher die Krankheit erkannt und behandelt wird, desto schneller gelingt es, die Krise zu überwinden.

Vorbeugen

Dass es nach der Geburt zu einer Wochenbettdepression kommt, kann man nie ausschließen – dennoch gibt es einige Dinge, die Du tun kannst, um vorzubeugen:

  • Gute Planung und Vorbereitung Deines Wochenbetts

  • Betreuung und Unterstützung durch Dein Umfeld und Deine Hebamme

  • Ausreichend Ruhephasen nach der Geburt

  • Wenn Du zu Ängsten und Depressionen neigst: Vermehrte Unterstützung schon während Schwangerschaft und Geburtsvorbereitung

LILLYDOO Hebamme Sissi ist es wichtig, Bewusstsein für das Thema zu schaffen, denn die Erkrankung sollte kein Grund sein, sich zu verstecken. Im Video findest Du Informationen von Sissi zu Symptomen, Heilung und vor allem dazu, wie wichtig die richtige Unterstützung ist, um den Weg aus der emotionalen Krise zu finden.

Wochenbettdepression bei Partnerin/Partner

Wusstest Du, dass nicht nur frischgebackene Mütter, sondern auch ihre Partnerin/ihr Partner von einer Wochenbettdepression betroffen sein können? Die einschneidende Umstellung aufs Elternsein und mögliche Überforderung in der neuen Rolle können vorübergehend Depressionen hervorrufen. Da sie jedoch wesentlich seltener auftritt, wird eine Erkrankung der Partnerin/des Partners oft schwerer erkannt.

Jede Mutter kann an einer Wochenbettdepression erkranken. Wenn Du das Gefühl hast, betroffen zu sein, ist es deshalb wichtig, Deine Gefühle nicht nur rechtzeitig mit Deinem Umfeld zu teilen, sondern auch medizinisches Personal miteinzubeziehen. Lasse Dich nicht von möglichen Schuldgefühlen leiten – eine Wochenbettdepression macht Dich nicht zu einer schlechten Mutter. Sissis wichtigste Nachricht an betroffene Mamas: „Mütter versuchen jeden Tag, ihr Bestes zu geben. Die Gefühle bei einer Wochenbettdepression sind kein Tabu. Es handelt sich um eine Krankheit, ihr macht nichts falsch und seid gute Mütter.“

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