Euer Weg: Wunschkaiserschnitt oder natürliche Geburt?

Euer Weg: Wunschkaiserschnitt oder natürliche Geburt?

LILLYDOO Mütter erzählen von der Geburt ihres Kindes und ihren Erfahrungen

Im Elternleben gerätst Du immer wieder in Situationen, in denen Du eine Entscheidung treffen musst und Dich fragst „Was ist das Beste für mein Kind?“. Wenn dann aus Deinem Umfeld noch gut gemeinte Ratschläge dazukommen und selbsternannte Experten ihre Meinung dazugeben, kann das ganz schön verunsichern.

Dabei gibt es meist gar nicht die eine, richtige Antwort. Vielmehr muss jede Familie ihren eigenen, individuellen Weg finden. Wir sagen: Zeit, Du selbst zu sein. Mit LILLYDOO. Deshalb möchten wir in dieser Artikelreihe mit Mamas und Papas über verschiedene große Elternfragen sprechen und hören, wie sie sich entschieden haben.

Dazu gehört besonders die Geburt, über die sich wohl alle werdenden Eltern Gedanken machen. Während einige Frauen von vornerein sicher sind, was sie sich für eine Geburt wünschen, stehen andere vor der Frage „Wie soll mein Kind auf die Welt kommen?“. In diesem Artikel berichten zwei Mütter, welche Wahl sie für sich getroffen haben, wie sie zu dieser Entscheidung kamen und wie die Geburt ihres Kindes letztendlich verlief.

Mel mit Marie (10 Jahre) und Amelie (1,5 Jahre), hat ihre zweite Tochter per Wunschkaiserschnitt auf die Welt gebracht

Porträt Mel

„Die Geburt meiner ersten Tochter war spontan, nach nur fünfeinhalb Stunden war sie ohne Komplikationen und Geburtsverletzungen auf der Welt. Eigentlich eine Traumgeburt. Die Wehen waren für mich aber so traumatisch, dass ich direkt wusste, dass ich das nicht noch einmal erleben will und dass ich bei der nächsten Geburt einen Kaiserschnitt möchte. Ich habe gerne die Kontrolle und die Spontangeburt empfand ich als absoluten körperlichen Kontrollverlust.

Mein ursprüngliches Wunschkrankenhaus führt jedoch keine Wunschkaiserschnitte durch, auch nicht nach einer traumatischen Geburt in der Vergangenheit. Stattdessen versuchte man dort, mich umzustimmen, es erstmal spontan zu versuchen. Das wollte ich aber auf keinen Fall. Im nächsten Krankenhaus war ein Wunschkaiserschnitt zum Glück kein Problem. Dort fühlte ich mich von Anfang an gut aufgehoben, auch als während der Geburt nicht alles nach Plan lief: Durch meine große Angst war mein Adrenalinspiegel nämlich so hoch, dass die örtliche Betäubung nicht richtig wirkte. So wurde aus der geplanten Spinalanästhesie letztendlich eine Vollnarkose.

Man hört ja häufig von Bindungsproblemen zwischen Mutter und Kind nach dem Kaiserschnitt und ich habe das tatsächlich in den ersten Tagen nach der Geburt gespürt. Natürlich habe ich mein Baby von Anfang an geliebt, aber, vielleicht auch durch die Vollnarkose, die ersten Tage waren ziemlich irreal und anders als bei der Spontangeburt habe ich einige Zeit gebraucht, um richtig anzukommen. Es war nicht so schlimm wie es viele Kaiserschnittgegner darstellen, aber für mich ist an dem Einwand schon etwas dran. Ein weiterer Nachteil am Kaiserschnitt war, dass ich mein Baby nicht als erste Person auf dem Arm halten konnte. Immerhin hatte mein Mann dafür das Glück. Erst ein bis anderthalb Stunden nach der Geburt war ich richtig wach und selbst in der Lage meine Tochter zu halten und sie bewusst zu erleben. Die Zeit im Krankenhaus nach der Geburt war trotzdem schön für mich und meine Familie.

Ich finde es toll, dass es durch den Wunschkaiserschnitt heute diese Möglichkeit zur Selbstbestimmung gibt, sodass jede Mutter selbst entscheiden kann, wie sie ihr Kind auf die Welt bringt.

Der Schmerzen nach dem Kaiserschnitt waren aber um einiges stärker als nach der natürlichen Geburt. Es muss einem klar sein, dass keine der beiden Varianten schmerzfrei ist. Entweder hat man die Schmerzen während der Geburt oder eben danach. Nach der Spontangeburt konnte ich mich sofort um meine Tochter kümmern und war relativ schnell wieder mobil. Nach dem Kaiserschnitt war das undenkbar, in den ersten Tagen konnte ich mich nicht selbst um meine Tochter kümmern, mein Mann hat sie gewickelt und mir zum Füttern gegeben.

Ich habe nur meinen Eltern und besten Freunden erzählt, dass ich mich für einen Wunschkaiserschnitt entschieden habe. Meine Mutter hat das am Anfang nicht verstanden, sie hatte wegen der OP Angst um mich. Sie wusste aber, dass für mich nichts anderes in Frage kommt und hat mir daher nicht reingeredet. Dem erweiterten Familien- und Bekanntenkreis haben wir gesagt, der Kaiserschnitt sei medizinisch notwendig, um möglichen negativen Reaktionen zu entgehen. Als Wunschkaiserschnittkandidatin ist man viel Kritik ausgesetzt, auch im Internet. Ich bin der Meinung, dass jeder für sich selbst entscheiden muss, was das Richtige ist. Ich würde mich trotz allem immer wieder für einen Kaiserschnitt entscheiden und nie wieder für eine spontane Geburt. So wie es lief war es für mich das absolut Richtige und ich bereue meine Entscheidung überhaupt nicht. Wenn eine Mutter mit der falschen Einstellung oder erzwungenermaßen in eine natürliche Geburt geht, ist das auch nicht gut und kann zu Komplikationen führen. Nur weil man einen Kaiserschnitt hatte ist man ja schließlich keine schlechtere Mutter!

Mein Tipp an andere Mamas ist daher, sich auf gar keinen Fall von anderen beeinflussen zu lassen. Stattdessen sollte man in sich gehen, auf das eigene Gefühl hören und es dann so durchziehen, wie man es selbst für richtig hält.“

Alexandra mit Catalina (1 Jahr), hatte eine natürliche Geburt im Geburtshaus

Wunschkaiserschnitt oder natürliche Geburt

„Ich habe mir vor der Geburt mehrere Optionen angeschaut: Krankenhäuser, Hebammenkreißsääle und das Geburtshaus. Den eher sterilen Kreißsaal im Krankenhaus fand ich überhaupt nicht mit der wohnlichen Atmosphäre im Geburtshaus vergleichbar. Ich hatte schon während der Schwangerschaft oft das Gefühl, dass Ärzte versucht haben, mir ihre Meinung einzureden. Bei der Geburt wollte ich daher nicht der Entscheidung der Ärzte ausgeliefert sein und keine medizinischen Interventionen erleben, sondern ausschließlich von Hebammen betreut werden. Meine Familie war anfangs nicht begeistert von der Idee eines Geburtshauses, aber als mein Mann und ich zusammen bei der ersten Beratung waren, war uns klar, dass wir ins Geburtshaus wollen. Ich habe dann die Geburtsvorbereitung und alle Vorsorgeuntersuchungen bis auf die Ultraschalluntersuchungen dort gemacht. Für mich war klar, dass auch die Geburt dort und ohne Schmerzmittel wie PDA und Co. stattfinden wird.

Die Geburt selbst hat dann insgesamt 29 Stunden gedauert und war sehr anstrengend. Es waren die ganze Zeit zwei Hebammen und eine Hebammenschülerin anwesend, die mich immer unterstützt haben. Auch um meinen Mann haben sie sich während der langen Zeit gekümmert, sich aber auch zurückgezogen, wenn wir allein sein wollten. Die Atmosphäre war richtig schön. Ich durfte mir vorher einen Raum aussuchen, es gab ein liebevoll hergerichtetes Bett, eine tolle Badewanne, Kerzen waren angezündet und es roch nach Lavendel.

Leider lief die Geburt im Endeffekt nicht ganz wie geplant und ich hatte zwischendurch neun Stunden lang sehr starke Wehen, ohne dass es voran ging. Irgendwann konnte ich nicht mehr und dachte, ich schaffe es nicht, mein Kind aus eigener Kraft zur Welt zu bringen. Obwohl mir die Hebammen versicherten, dass alles in Ordnung sei und mir Mut zusprachen, habe ich mich deshalb entschieden, doch ins Krankenhaus zu fahren. Nach 28 Stunden im Geburtshaus und einer Stunde im Krankenhaus ist meine Tochter dort gesund (und ohne medizinische Interventionen) zur Welt gekommen – rückblickend fand die Geburt nach meinem Empfinden trotzdem im Geburtshaus statt.

Im Geburtshaus sind nur Hebammen anwesend, keine Ärztin oder Arzt. Eine Notfallversorgung mit Tropf und einigem anderen gibt es aber auch dort. Wäre es während der Geburt zu Komplikationen gekommen und hätten die Hebammen das Gefühl, dass mein Kind oder ich in Gefahr kommen könnten, hätten sie mich sofort ins 600 Meter entfernte Krankenhaus verlegt. Ich kann aber auch die Ängste verstehen, die einige Leute haben. Wer Angst vor Schmerzen hat und von Anfang an weiß, dass er eine PDA möchte, der sollte für die Geburt ins Krankenhaus. Gerade nach dieser 28 Stunden Geburt verurteile ich niemanden für diese Entscheidung.

Vier Stunden nach der Geburt sind wir dann nach Hause gefahren, haben uns ins Bett gelegt und gekuschelt. Die Hebammen aus dem Geburtshaus sind täglich zur Nachsorge gekommen. Das war das Beste, was wir machen konnten.

Es war ein tolles Gefühl, die Geburt ohne Schmerzmittel ganz real mitzubekommen.

Ich glaube, viele Frauen denken, dass man für die Geburt in ein Krankenhaus gehen muss und dass viele gar nicht vom Geburtshaus und anderen Möglichkeiten einer natürlichen Geburt außerhalb der Klinik wissen. Einige Frauen lassen sich vielleicht auch von den Ärzten verunsichern, wenn diese ihnen vom Geburtshaus abraten.

Ich würde werdenden Eltern raten, sich mehrere Möglichkeiten anzuschauen und sich gut beraten zu lassen. Mich haben hauptsächlich die tolle Betreuung durch die Hebammen überzeugt, die mir die Angst vor der Geburt komplett genommen haben und ununterbrochen an meiner Seite waren. Die Hebammen machen einen tollen, liebevollen Job für Mutter, Kind und Vater – dafür haben sie ein großes Lob verdient. Jedem, der sich für eine natürliche Geburt entscheidet, kann ich ein Geburtshaus nur empfehlen.“

Zeit, Du selbst zu sein

Vielen Dank, liebe Mel und liebe Alexandra, dass ihr so offen eure Erfahrungen mit uns geteilt habt! Natürlich können die Berichte der beiden Mamas nur einen kleinen Eindruck davon vermitteln, wie vielfältig und individuell Geburten sind. Auch wenn Du den Verlauf nicht immer beeinflussen kannst, ist das Wichtigste, dass Du Dich bei diesem intimen Erlebnis so wohl und sicher wie möglich fühlst. Wie genau das aussieht, ist von Mama zu Mama unterschiedlich und hängt unter anderem ganz entscheidend von Deinem Bauchgefühl ab. Lass Dich deshalb von guten Ratschlägen nicht verunsichern, sondern entscheide Dich für die Variante, die sich für Dich am besten anfühlt. Egal welche Wahl du triffst, wir wünschen Dir eine wunderbare Geburt!

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