Vater werden – Die ungeplante Hausgeburt

Vater werden: Die ungeplante Hausgeburt

LILLYDOO Papas erzählen von ihren Geburtserfahrungen

Bei Themen rund um Schwangerschaft und Geburt liegt es in der Natur der Sache, dass häufig die werdenden Mamas im Fokus stehen. Kein Wunder, schließlich leisten sie bei der Geburt ganz Großartiges. Doch was ist eigentlich mit all den Papas, die sie dabei unterstützen?

Wir möchten in dieser Kolumne einmal die Väter zu Wort kommen lassen! Alle zwei Wochen teilt daher ein anderer Papa seine ganz persönliche Sicht auf die Geburt. Haus- oder Klinikgeburt? Frühchen oder Mehrlinge? Wassergeburt oder Kaiserschnitt? Unsere LILLYDOO Papas teilen ihr ganz persönliches Geburtserlebnis und haben dabei jede Menge zu erzählen.

Eigentlich hatten sich Marius aus Berlin und seine Frau mental schon auf eine Geburt im Krankenhaus eingestellt. Doch dann setzten die Wehen ein und auf einmal ging alles ganz schnell. Von dieser ungeplanten Hausgeburt und was Hebammen mit schwarzem Kaffee machen, außer ihn zu trinken, erzählt uns Marius im vorerst letzten Geburtsbericht unserer Kolumne.

Steckbrief:

  • Name: Marius

  • Jahrgang: 1975

  • Kinder: Sohn Noah (geboren im Juli 2018) & Sohn Liam (geboren im Februar 2015)

  • Die Geburt in Emojis: 📣👶😊️😇🎶



1. Hast Du Dich in irgendeiner Form auf die Geburt vorbereitet und hast Du das Gefühl, dass es Dir etwas gebracht hat?

Bei dieser Frage muss ich ein bisschen schmunzeln. Am Anfang hatten wir bei der Vorbereitung noch die besten Absichten, wollten einen Geburtsvorbereitungskurs besuchen, haben uns die einschlägige Literatur zugelegt und so weiter… Tja, schlussendlich haben wir etwa eine halbe Seite in einem der Bücher gelesen und das mit dem Kurs hat zeitlich irgendwie auch nicht mehr hingehauen. Uns wurde aber von allen Seiten gesagt, dass wir uns nicht stressen sollen und sowieso alles anders kommt, als man sich das vorstellt. Um es mit dem alten Mike Tyson Zitat auszudrücken: „Everybody has a plan until they get punched in the face.” ;) Daher war es für uns dann auch vollkommen in Ordnung, das Ganze einfach auf uns zukommen zu lassen. Unsere Freundin Sissi Rasche hat uns als Hebamme betreut und wir haben uns auf ihre Erfahrung und ihren Rat verlassen. Am Ende hatte ich nicht das Gefühl, total unvorbereitet in die Geburt zu gehen.

Ich hätte vor der Geburt nie gedacht, …

… dass Kinder zu haben, zugleich das Bereicherndste und das Härteste ist, das ich bislang erlebt habe.


2. Wie lief die Geburt ab und wie hast Du sie erlebt?

Wir haben uns im Vorfeld natürlich mit Sissi über die möglichen Geburtsorte beraten. Sissi hat ihre eigenen Kinder ja alle zu Hause bekommen und hat uns diese Option ebenfalls nahegelegt. Aber da es unsere erste Geburt war, waren wir ziemlich nervös. Wir hatten Sorge, dass etwas schief gehen könnte und dann keine Ärztin/kein Arzt in der Nähe ist. Folglich haben wir uns zwar mit der Möglichkeit einer Hausgeburt auseinandergesetzt, wollten aber auf jeden Fall einen Alternativplan in der Hinterhand haben und hatten uns daher im Krankenhaus angemeldet. Eigentlich waren wir uns auch fast sicher, am Ende in der Klinik zu landen. Das hatte absolut nichts mit Sissi und ihren Fähigkeiten zu tun, sondern ausschließlich mit unserem eigenen subjektiven Sicherheitsgefühl.

Als mich meine Frau Marina anrief und sagte, sie hätte Wehen und ich müsse jetzt nach Hause kommen, saß ich gerade in einem wichtigen Meeting. Da ich von Sissi wusste, dass sich die Geburt beim ersten Kind in der Regel über viele Stunden hinzieht, dachte ich jedoch, wir hätten noch alle Zeit der Welt und wollte das Meeting noch zu Ende bringen. Marina machte mir dann aber recht schnell klar, dass ich wirklich kommen soll. Sie telefonierte praktisch alle zehn Minuten mit Sissi, die zunächst auch noch sagte „Mach Dir keine Sorgen, Du hast ganz viel Zeit…“ Als Sissi aber hörte, wie schnell die Wehen bereits aufeinander folgen, änderte sie ihre Einschätzung. Sie selbst konnte aufgrund des Berliner Verkehrs und einem Problem mit dem Auto leider nicht so schnell bei uns sein, daher informierte sie eine befreundete Hebamme bei uns in der Nähe, die sofort zu uns kam. Diese sagte uns, dass wir natürlich ins Krankenhaus fahren könnten, wir jedoch bei Marinas Zustand auf jeden Fall den Krankenwagen rufen müssten und die Wahrscheinlichkeit sehr hoch sei, dass das Baby im Krankenwagen zur Welt käme. Ihre Empfehlung war also, zu Hause zu bleiben und das Kind hier zu bekommen. Daraufhin sagte ich zu meiner Frau: „Oh, ich schätze, wir haben doch eine Hausgeburt.“ Da sie solche Schmerzen hatte, fand sie das in dem Moment nicht so lustig. ;) Am Ende lagen zwischen dem ersten Anruf von Marina und dem Zeitpunkt, als unser Sohn geboren wurde, nur drei Stunden.

Es ging aber glücklicherweise alles gut und Sissi war auch noch rechtzeitig eingetroffen. Die beiden Hebammen haben uns ganz wunderbar unterstützt. Die Geburt war eine absolut magische Erfahrung für mich und auch, wenn ursprünglich alles ganz anders geplant war, war die Hausgeburt schlussendlich für uns genau das Richtige. Ich konnte meine Frau bei dem gesamten Prozess unterstützen, mich einbringen und es war ein so schönes und intimes Erlebnis, das ich in meinem ganzen Leben niemals vergessen werde.

Eine lustige Geschichte, die sich während der Geburt ereignet hat, muss ich noch erzählen: Als Sissi bei uns ankam, frage sie mich, ob ich ihr einen schwarzen Kaffee machen könne. Es war später Nachmittag, kalt und regnerisch draußen und ich dachte, Sissi möchte einen Kaffee, weil sie müde und durchgefroren ist. Ich eilte folglich in die Küche, brühte eine Tasse schönen starken Kaffee auf und brachte sie ihr. Sie guckte mich daraufhin nur ganz verwundert an und fragte „Was ist das?“. Ich sagte „Du wolltest doch einen Kaffee?“, worauf Sissi erwiderte „Der ist doch nicht für mich, sondern für Deine Frau!“ Ich so „Marina will doch jetzt keinen Kaffee, das ist nicht gut für sie!“ Daraufhin klärte mich Sissi auf, dass in Kaffee getränkte Kompressen für eine bessere Durchblutung und Dehnung des Dammgewebes sorgen und so einen Dammriss verhindern können. Davon hatte ich vorher natürlich noch nie etwas gehört. Seitdem lachen wir jedes Mal darüber, wenn Sissi vorbeikommt und nach einem Kaffee fragt. ;)

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3. Gab es etwas, was Du nach der ersten Geburt anders machen wolltest?

Nicht wirklich. Das Einzige, was wir bei der Geburt unseres zweiten Sohnes bewusst verändert haben, war unsere mentale Haltung gegenüber der Hausgeburt. Nachdem uns bei der ersten Geburt die Entscheidung ja quasi abgenommen wurde, war die Sache beim zweiten Mal für uns vollkommen klar: Wir wollten auf jeden Fall wieder eine Geburt zu Hause, weil wir diese intime Atmosphäre als so positiv erlebt haben.

Bis auf unsere Einstellung zur Hausgeburt war aber alles gleich: dieselben Menschen, dasselbe Umfeld, dieselbe Vorgehensweise – das hatte sich schließlich bewährt. Nur meine Witze, mit denen ich Marina von den Schmerzen ablenken wollte, waren beim zweiten Mal deutlich besser. ;)

Als ich unser Baby das erste Mal gesehen habe, ...

… war ich sofort verliebt. So zerbrechlich, aber auch so wunderschön.


4. Was würdest Du anderen Papas für die Geburtsvorbereitung empfehlen?

Wie die ideale Vorbereitung aussieht (zum Beispiel in Hinblick auf Art und Intensität), ist meiner Meinung nach sehr von der eigenen Persönlichkeit abhängig. Manche Menschen brauchen das Gefühl, etwas getan zu haben, um beruhigt in die Geburt gehen zu können, andere stresst das eher und macht sie nervös. Da muss jeder seinen eigenen Weg finden. Tendenziell rate ich werdenden Papas aber, sich nicht verrückt zu machen. Nachdem ich jetzt zwei Geburten erlebt habe, würde ich sagen, dass man sich auf dieses besondere Erlebnis nur schwer vorbereiten kann, da es mit nichts vergleichbar ist, was man zuvor erlebt hat. Ein paar Grundlagen sollte man natürlich schon kennen, aber darüber hinaus kann man sich die ganzen Informationen zwar anlesen, aber da man sie mit keinen bereits vorhandenen Erfahrungen in Verbindung bringen kann, erinnert man sich im Eifer des Gefechts wahrscheinlich ohnehin nicht daran. Das ist zumindest meine Theorie.

Weiterempfehlen würde ich auf jeden Fall die Hausgeburt. Man erlebt die Geburt ganz eng verbunden mit seiner Partnerin – eine unglaublich persönliche und magische Erfahrung, die ich nicht missen wollen würde!

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