Was tun bei 3-Monats-Koliken?

Was tun bei 3-Monats-Koliken?

Wie Du die Beschwerden richtig einordnest und was dagegen hilft

Jedes Baby schreit, um seinen Bedürfnissen Ausdruck zu verleihen. Das können zum Beispiel Hunger, Müdigkeit, eine volle Windel oder der Wunsch nach Zuneigung sein. Doch manche Kinder schreien deutlich öfter und länger als andere. Auf der Suche nach Gründen für das Schreien stolpert man schnell über den Begriff „3-Monats-Koliken“. In Folge gehen viele Eltern davon aus, dass Bauchschmerzen der Grund sind, dass ihr kleiner Entdecker nicht zur Ruhe kommt. Doch Blähungen sind oft gar nicht Ursache, sondern Folge des Schreiens. In diesem Artikel erfährst Du, was stattdessen hinter den Schreiattacken stecken kann und wie Du Deinem Baby helfen kannst.

Was können die Gründe für Schreianfälle sein?

Etwa jedes zehnte Baby leidet in den ersten drei bis vier Monaten unter häufigen Schreiattacken ohne erkennbare Ursache und lässt sich nur schwer beruhigen. Das heftige Schreien tritt meist in den ersten Lebenswochen auf und nimmt in der Regel mit dem dritten Monat ab – daher auch die veraltete Bezeichnung 3-Monats-Kolik, unter der das Phänomen noch immer bekannt ist. Früher wurde das Schreien als Ausdruck für Bauchschmerzen und Blähungen gedeutet. Inzwischen geht man jedoch davon aus, dass lediglich 5 Prozent der Schreibabys tatsächlich unter Verdauungsproblemen leiden und viel häufiger frühkindliche Anpassungs- oder Regulationsschwierigkeiten Auslöser für das Unwohlsein sind. Hinter dem zunächst beunruhigend klingenden Begriff steckt ein ganz natürliches Phänomen: Neugeborene, die unter den Anpassungsstörungen leiden, sind besonders sensibel und müssen erst lernen, mit den vielen Reizen in ihrer Umgebung umzugehen. Daher fällt es ihnen zunächst schwer, ihr Befinden und Verhalten von allein zu regulieren und sich selbst zu beruhigen. Häufig gelingt es diesen Kindern nur schwer oder mithilfe einer engen Bezugsperson zur Ruhe zu kommen und in den Schlaf zu finden. Die gute Nachricht: Regulationsstörungen haben keinerlei organische Ursachen.

Woran erkenne ich, dass mein Baby an einer Regulationsstörung leidet?

Früher führte man die Schreiattacken auf heftige Bauchschmerzen oder Blähungen zurück, die den Kindern in den ersten Monaten zu schaffen machen können, da der Verdauungsstrakt von Babys nach der Geburt noch nicht vollständig ausgereift ist und sich erst entwickeln muss. Heute weiß man jedoch, dass Bauchschmerzen nur in den wenigsten Fällen Ursache der Schreiattacken sind. Viel häufiger treten Blähungen oder Verdauungsprobleme erst infolge der Regulationsstörungen auf, da die Nervensysteme von Gehirn und Bauch ganz nah beieinander liegen. Es gibt bestimmte Anzeichen, die dafür sprechen, dass eine Regulationsstörung der Grund für das Unwohlsein Deines kleinen Entdeckers sein könnte:

  • Dein Baby schreit übermäßig viel, also mehr als drei Stunden am Tag, an mindestens drei Tagen in der Woche und über drei Wochen hinweg

  • Die Schreianfälle treten heftig, wie in Anfällen, auf

  • Die Schreianfälle sind am späten Nachmittag und Abend am stärksten

  • Du kannst andere Gründe für das Schreien, wie etwa Hunger oder eine volle Windel, ausschließen

Beim Schreien schlucken Babys vermehrt Luft, die dann als Folge für Druck in ihrem Bauch sorgt. Regulationsstörungen und Bauchschmerzen überschneiden sich also häufig und sind nicht immer klar voneinander zu trennen. Dennoch gibt es einige Anzeichen, an denen Du erkennen kannst, ob Bauchschmerzen Deinem Baby zu schaffen machen – unabhängig davon, ob sein empfindlicher Verdauungstrakt oder Anpassungsschwierigkeiten der Auslöser sind.

  • Dein Baby beginnt meist direkt nach den Milchmahlzeiten zu schreien

  • Klopfst Du Deinem kleinen Entdecker leicht mit einem Finger auf den Bauch, entsteht durch die viele Luft im Bauch ein hohles Geräusch

  • Du bemerkst vermehrt Blähungen bei Deinem Kind

  • Dein Kind nimmt eine verkrampfte, gekrümmte Körperhaltung ein

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Wie kann ich meinem Baby helfen, sich zu beruhigen?

Nicht nur für die Babys, auch für deren Eltern bedeuten die „Start-Schwierigkeiten“ und das häufige Schreien oft eine große Belastung. Zunächst ist es ganz normal, dass die Schreiattacken genauso plötzlich wieder aufhören, wie sie begonnen haben. Der wichtigste Rat lautet also: Sei geduldig. Trotzdem gibt es einige Tipps, die Du ausprobieren kannst, wenn sich Dein Neugeborenes nicht beruhigen will. Viele der Tipps helfen sowohl, Deinem Baby in seiner reizüberflutenden Umwelt Ruhe und Geborgenheit zu vermitteln als auch, durch das Schreien bedingte Bauchschmerzen zu lindern.

  1. Ruhe vermitteln: Aufregung, Stress und jede Form der Reizüberflutung können Dein Baby schnell überfordern. Achte daher gerade in der ersten Zeit auf einen möglichst festen Tagesablauf mit routinemäßigen Schlaf- und Wachsphasen und regelmäßigen Mahlzeiten. Das vermittelt Deinem Baby Sicherheit und hilft ihm dabei, all die neuen, aufregenden Eindrücke zu verarbeiten. Sicher wollen in den ersten Wochen auch Freunde und Familie Deinen kleinen Entdecker kennenlernen und begrüßen. Gerade im Wochenbett empfiehlt es sich jedoch, die Zahl der Besucher bewusst zu dosieren und nicht nur Deinem Baby, sondern auch Dir genug Zeit und Ruhe zu gönnen, euch kennenzulernen und an die neue Situation zu gewöhnen.

  2. Auf die Signale Deines Kindes hören: Nach einiger Zeit wirst Du sicherlich lernen zu erkennen, wann Dein Kind müde ist und wann es wach und bereit für Interaktion ist. Zeigt Dein Baby Anzeichen von Müdigkeit solltest Du vermeiden, es zusätzlichen Reizen auszusetzen, die es schnell überstimulieren. Stattdessen kannst Du die aufmerksamen Wachphasen Deines Kindes dazu nutzen, mit ihm zu interagieren und zu spielen. Achte jedoch darauf, Dein Kind auch in diesen aufmerksamen Phasen nicht ständig zu beschäftigen und Reizen auszusetzen. Wenn Dein Baby lernt, sich für kurze Zeit immer mal wieder selbst zu beschäftigen hilft ihm das, seine Fähigkeit zur Selbstregulation zu entwickeln.

  3. Dein Baby pucken: Häufig ist bei Babys, die unter Regulationsstörungen leiden, ein ähnliches Muster zu beobachten: Das Kind ist offensichtlich erschöpft, schreckt jedoch beim Einschlafen immer wieder auf und beginnt aufs Neue zu schreien. Um diesem für Neugeborene typischen Moro-Reflex entgegenzuwirken, kann es helfen, Dein Baby zu pucken. Dazu wickelst Du es eng in ein Tuch, eine dünne Decke oder einen Pucksack ein. Viele Babys fühlen sich durch die Enge und Begrenzung an die Zeit im Mutterleib erinnert und können deshalb besser abschalten.

  4. Fliegergriff: Beim Fliegergriff hältst Du Dein Baby bäuchlings auf dem Arm. Die Position, die Nähe zu Dir sowie sanftes Hin- und Herschaukeln entlasten Deinen kleinen Entdecker bei Blähungen und beruhigen ihn.

  5. Massage: Eine Babymassage kann bei Unruhe und verspannten Babybäuchlein wahre Wunder wirken. Drücke dazu zunächst die Beine Deines Babys im 90-Grad-Winkel sanft an seinen Körper und bewege sie so, als würden sie Fahrrad fahren. Die Bewegung kann helfen, Krämpfe zu lockern und Luft herauszulassen. Sanftes Streichen über den Bauch Deines kleinen Entdeckers kann ebenfalls Blähungen lösen und die Verdauung anregen.

  6. Wärme: Ein warmes Kirschkern- oder Dinkelkissen wirkt beruhigend und kann helfen, Verkrampfungen im Bauch Deines Babys zu lösen. Achte darauf, dass das Kissen nicht zu heiß ist, damit es nicht zu Verbrennungen kommt. Auch Deine Körperwärme beim Tragen oder ein warmes Bad können Deinem kleinen Entdecker helfen, sich zu entspannen.

  7. Hilfe holen: Vielleicht hast Du auch schon Situationen erlebt, in denen Dein Baby einfach nicht aufhören wollte zu schreien und Du selbst am Ende Deiner Kräfte warst. Hol Dir in solchen Momenten wenn möglich Hilfe durch eine Vertrauensperson. Deine Partnerin/Dein Partner, eine gute Freundin oder Deine Eltern können Dein Baby für eine halbe Stunde übernehmen, während Du einen Spaziergang machst oder Dich einfach nur zurückziehst. Hast Du etwas Kraft getankt, wird sich Deine eigene Ruhe auf Dein Kind übertragen und Du kannst ihm besser helfen. Wenn Du trotz allem nicht weiterweißt, scheue Dich nicht davor, Dir professionelle Hilfe von Deiner Hebamme oder Deiner Kinderärztin/Deinem Kinderarzt zu holen.

Auch wenn die vielen Eindrücke und Reize Deinem kleinen Entdecker zu Beginn einige „Startschwierigkeiten“ bereiten, eine Sorge können wir Dir nehmen: Krank ist Dein Liebling nicht. Die Schreiattacken stellen euch sicher vor eine Herausforderung und sind für Dich genauso belastend wie für Dein Baby, doch auch diese Phase werdet ihr gemeinsam meistern. Wir wünschen Dir und Deinem Baby viel Durchhaltevermögen!

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